Das deutsche Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) prophezeit der deutschen Kranken- und Pflegeversicherung eine enorme Finanzierungslücke in beiden Systemen. Eine heute vorgestellte Studie geht davon aus, dass diese Lücke bis 2030 allein in der gesetzlichen Krankenversicherung auf knapp 36 Milliarden Euro pro Jahr anwachsen könnte, bis 2040 dann auf gut 51 Milliarden. In der Pflegeversicherung werden im Jahr 2030 knapp acht Milliarden und 2040 rund 10 Milliarden Euro im Jahr fehlen.

Der demografische Wandel führt dazu, dass die Ausgaben der Kranken- und Pflegeversicherung in den nächsten Jahrzehnten steigen und die Einnahmen sinken werden. © tbel / Fotolia
Kranken- und Pflegeversicherung im demografischen Wandel
Der Grund dafür ist der demografische Wandel: Da die Zahl der älteren Menschen stetig zunimmt, steigt die Zahl der Kranken und Pflegebedürftigen. Gleichzeitig sinken die Einnahmen, weil es immer weniger erwerbstätige Beitragszahler gibt. Soll der Leistungsumfang der beiden Versicherungszweige beibehalten werden und bleiben die Steuerzuschüsse konstant, müssten nach den IW-Berechnungen die Beitragssätze steigen: für die Krankenversicherung von aktuell 14,6 Prozent auf 19,2 Prozent in 2040 und für die Pflegeversicherung von derzeit 2,55 Prozent – beziehungsweise 2,8 Prozent für Versicherte ohne Kinder – auf durchschnittlich 3,2 Prozent in 2040.
Politik ist gefragt
Die Arbeitslosenversicherung miteinbezogen, müsste nach derzeitiger Entwicklung langfristig über die Hälfte des Bruttoeinkommens an die Sozialversicherung abgegeben werden – dabei sind Steuern noch nicht berücksichtigt. „Diese Zahlen verdeutlichen den dringenden Handlungsbedarf für die Politik“, sagt Susanna Kochskämper, IW-Expertin für die soziale Sicherung.